Viele Unternehmen erhalten heute zwar zahlreiche Bewerbungen, doch trotz der Menge gelingt es nicht, die passende Person zu finden. Dieses Phänomen begegnet uns im Recruiting immer häufiger. Die Ursache liegt nur selten im Arbeitsmarkt allein. Viel öfter zeigt sich, dass der Bewerbungsprozess selbst nicht klar strukturiert oder nicht präzise auf die Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt ist. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels ist es entscheidend, Recruiting nicht als reinen Verwaltungsakt zu betrachten, sondern als strategischen Prozess, der sorgfältig geplant und kontinuierlich optimiert wird.
Einer der häufigsten Gründe für unpassende Bewerbungen ist ein unscharf formuliertes Anforderungsprofil. Wenn nicht klar definiert ist, welche Kompetenzen, Erfahrungen und Persönlichkeitsmerkmale wirklich benötigt werden, entsteht automatisch eine grosse Bandbreite an Bewerbungen, die nicht zielführend sind. Ein präzises Anforderungsprofil erhöht nicht nur die Qualität der Bewerbungen, sondern sorgt auch dafür, dass sich die richtigen Talente angesprochen fühlen. Die Candidate Experience profitiert ebenso davon, denn Kandidat:innen verstehen schneller, worum es geht, und können sich besser einordnen.
Auch der Bewerbungsprozess selbst hat erheblichen Einfluss darauf, welche Talente letztlich in der Auswahl bleiben. Lange Wartezeiten, unstrukturierte Rückmeldungen oder fehlende Transparenz führen dazu, dass gut qualifizierte Fachkräfte abspringen oder gar nicht erst in Erwägung ziehen, ein zweites Gespräch wahrzunehmen. Ein moderner, klar gegliederter Prozess hingegen vermittelt Professionalität und Wertschätzung. Zwei Faktoren, die heute im Recruiting unverzichtbar sind.
Hinzu kommt die Frage, woher die Bewerbungen eigentlich stammen. Viele Unternehmen setzen noch stark auf klassische Stellenanzeigen, obwohl diese in vielen Branchen kaum mehr die gewünschten Ergebnisse liefern. Erfolgreiches Recruiting bedeutet heute, aktiv zu suchen und Talente gezielt anzusprechen, sei es über Social Media, Talent Pools, Netzwerke oder durch persönliche Empfehlungen. Gerade hier zeigt sich, dass Qualität wichtiger ist als Quantität: Eine handverlesene Shortlist führt deutlich häufiger zu einem echten Match als ein Stapel beliebiger Bewerbungen.
Wenn trotz vieler Bewerbungen kein Treffer dabei ist, ist das kein Zeichen dafür, dass «der Markt schlecht» ist. Vielmehr zeigt es, dass die Grundlagen des Recruitings überprüft und optimiert werden müssen. Unternehmen, die bereit sind, ihre Prozesse kritisch zu hinterfragen und sich zu modernisieren, profitieren langfristig von besseren Einstellungen, weniger Fluktuation und einer nachhaltig stärkeren Arbeitgebermarke.